Grüne diskutieren mit Ärzten über Gesundheitsversorgung im ländlichen Raum
Woher bekommen wir die nötigen Ärzte? Diese und andere Fragen zur Gesundheitsversorgung im ländlichen Raum diskutierten der Landtagskandidat der Grünen im Wahlkreis 26, Marcus Stadler aus Nidda, mit seinen Gästen der Landtagsabgeordneten Kathrin Anders, Prof. Dr. med. Ferdinand M. Gerlach von der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität Frankfurt und Frank Dastych von der Kassenärztlichen Vereinigung Hessen. Die Diskussion fand im Dorfgemeinschaftshaus in Hainchen statt. Heike Strohschnitter, Vorsitzende der Grünen in Limeshain, trug die Problematik der ärztlichen Versorgung im ländlichen Raum vor: „In Limeshain haben wir drei Hausarztsitze, von denen zwei nicht mehr praktizieren und eine Ärztin nur noch Privatpatientinnen und -patienten annimmt. Wie soll die Gesundheitsversorgung in Orten wie Limeshain in Zukunft gesichert werden?“
Gerlach: „Wir haben keinen Ärztemangel“
Der Universitätsprofessor für Allgemeinmedizin und Direktor des Instituts für Allgemeinmedizin an der Goethe-Universität eröffnete mit einer provokanten Aussage: „Wir haben keinen allgemeinen Ärztemangel. Die Zahl der berufstätigen Ärzte hat sich seit 1990 fast verdoppelt. Doch die Ärzte werden sehr ineffizient eingesetzt.“ Als Beleg verwies er auf andere Länder, die in ihrem Gesundheitssystem mit weniger Ärzten als in Deutschland auskommen und eine zuverlässige medizinische Versorgung bieten. Der Vorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung und HNO-Arzt Frank Dastych bestätigte seinen Vorredner: „Wir haben zu viele stationäre Behandlungen. Die ambulante Behandlung ist jedoch effektiver. Trennen wir uns deshalb von den Krankenhäusern und geben der ambulanten Behandlung freie Fahrt.“
Dastych: mehr Leitplanken im Gesundheitssystem
Auf die Frage nach den Hausärzten berichtete Prof. Dr. Gerlach, dass das Land Hessen bei den Studienplätzen eine Landarztquote von 6,5% eingeführt hat. Angehende Ärztinnen und Ärzte, die sich verpflichten im ländlichen Raum als Hausarzt tätig zu werden, bekommen einen Studienplatz und besonders attraktive Studienbedingungen geboten. Gerlach betont: „Das Angebot wird sehr gut angenommen. Die Studierenden werden gezielt für eine Beziehungsmedizin im ländlichen Raum ausgebildet.“ Frank Dastych befand den Ansatz für richtig, stellte aber fest: „Hessen bildet zu wenig Hausärzte aus. Die Abgänge der Babyboomer unter den Hausärzten lässt sich so nicht schließen.“ Um einer Fehlverteilung der Ärzte entgegenzuwirken, fordert er von der Politik eine stärkere Lenkung, um eine Häufung von Ärzten in Städten und Mangel auf dem Land entgegenzuwirken.
Kathrin Anders: Wir werden die Medizinstudienplätze ausbauen
Kathrin Anders, gesundheitspolitische Sprecherin der Grünen Landtagsfraktion, versicherte: „Als Grüne wollen wir Medizinische Versorgungszentren stärker fördern. Außerdem halten wir an der Landärztinnenquote fest und werden die Medizinstudienplätze ausbauen.“ So sollen Kommunen wie Limeshain auch in Zukunft von jungen Hausärzt:innen versorgt werden. Die Diskussion hat aber auch gezeigt, dass dies den Umbau des Gesundheitssystems und Anstrengungen von allen Seiten bedarf.