GRÜNE appellieren an Regionalversammlung, REWE-Projekt zu stoppen.
Das von REWE geplante Logistikzentrum in Wölfersheim bedroht die Steinfurther Rosenschule Ruf. Der ökologisch wirtschaftende Betrieb hat einen Teil der dafür vorgesehenen Fläche gepachtet – ihm wurde nun gekündigt. Bei einem Besuch der Grünen-Bundestagskandidatin Kathrin Anders und der Kreistagsfraktion der Grünen am vergangenen Samstag sagte Rosenschulenchef Werner Ruf: „Es ist der Anspruch eines Bauern, den Boden an seine Nachfahren weiter zu geben, und genau das wird uns in der Wetterau zunehmend erschwert. Ich selbst verliere durch das REWE-Projekt ein Viertel meiner Anbaufläche, und das ist in einem Umlegungsverfahren schwerer zu kompensieren, denn ich brauche auf Ökolandbau umgestellte Fläche, und der Ertragswert wird auch in einem Umlegungsverfahren nicht angemessen entschädigt.“
Ruf produziert nicht nur Rosen, sondern zur Bodenverbesserung baut er auch Luzerne und Bio-Weizen an. Einen Teil davon bekommen die Hühner des Betriebs. Zuletzt kamen zwei Mobilställe dazu, mit denen mehrere hundert Hühner in Freilandhaltung auf die Wiesen gebracht werden.
Kathrin Anders erinnert daran, dass die Wetterau vor zwei Jahren von Umweltministerin Priska Hinz zur Ökolandbau-Modellregion ernannt wurde und das auch noch ein paar Jahre bleiben soll. „Durch solche Projekte wird die ganze Landwirtschaft getroffen, die biologische aber besonders, und hier trifft es einen der wenigen ökologischen Rosenanbauer in ganz Deutschland.“
Der Friedberger Thomas Zebunke, Agraringenieur und in der Kreistagsfraktion für Umwelt- und Wirtschaftspolitik zuständig, fügt hinzu: „Es geht nicht nur um das REWE-Projekt, sondern um viele Einzelinteressen, die Planer, Investoren und Kommunalpolitiker in den letzten Jahren befriedigt haben. Trotz anderslautender Sonntagsreden werden hier wieder einmal Böden von einer Wertigkeit vernichtet, wie es sie in Deutschland nur noch an zwei weiteren Stellen gibt (85 von 100 möglichen Punkten, vergleichbar nur der Magdeburger und Hildesheimer Börde).“
Sein Fraktionskollege Gerhard SaRosenhof Ruf bedrohtlz ergänzt: „Intelligenter für Mensch und Natur wäre vorausschauende Planung und die Prüfung von Standortalternativen dort, wo bereits Gewerbeflächen ausgewiesen sind. Auch wenn es nicht immer 30 Hektar am Stück zu günstigen Preisen sind, muss ein Investor eben auch mal Zugeständnisse machen. Ich glaube nicht, dass REWE die Region einfach verlassen wird, nur weil ihr nicht jeder Wunsch erfüllt wird. Dafür ist ein Standort am Nordrand des umkämpften Lebensmittelmarktes Rhein-Main viel zu wichtig für den Konzern.“
Kathrin Anders weist noch einen weitergehenden Aspekt hin: „Bund, Land und EU investieren eine Menge in die ökonomische und ökologische Erhaltung der ländlichen Räume. Das ist auch nötig, denn dort gibt es immer mehr leerstehenden Wohnraum und immer weniger Wirtschaftskraft. Wer seinen Blick über die Wetterau hinaus richtet, weiß das, aber es ist ja einfacher für die Investoren, sich willfährige Bürgermeister zu suchen, die ihnen billig Ackerland nahe Frankfurt verschaffen. Gleiche Chancen für das ganze Land sehen anders aus.“
Am 30. Juni steht die erste Diskussion in der Regionalversammlung Südhessen an, die über ein Abweichungsverfahren entscheiden muss. Gerhard Salz, grüner Vertreter für die Wetterau in diesem Gremium, sagt: „Wir haben dafür gesorgt, dass das Vorhaben schon jetzt in der Regionalversammlung diskutiert wird. Es war zu befürchten, dass die große Koalition, die es dort wie auch hier im Kreis gibt, das Projekt einfach durchgewunken hätte. Wir werden die Gelegenheit nutzen, um unsere Kritik an einer verfehlten Wohnungsbau- und Gewerbeansiedlungspolitik deutlich zu machen. Hoffentlich stimmt die Regionalversammlung dem Abweichungsverfahren nicht zu – zum Wohle von Ruf und den anderen Leidtragenden des REWE-Projekts.“